INTERPOLAR-Studien zur Arzneimitteltherapiesicherheit starten in die zweite Phase

11. INTERPOLAR-Tag am 23./24.09.2025

44 Fachleute aus Klinik, Pharmazie und IT haben sich am 23. und 24. September in Leipzig zum 11. INTERPOLAR-Tag getroffen. Im Mittelpunkt standen der aktuelle Projektstand und der Übergang in die zweite Phase der INTERPOLAR-Studien zur Arzneimitteltherapiesicherheit. Das INTERPOLAR-Team erforscht, wie eine IT-gestützte Medikationsanalyse Stationsapothekerinnen und -apotheker dabei helfen kann, medikationsbezogene Probleme wie Wechsel- und Nebenwirkungen zu identifizieren und zu lösen.

Großteil der teilnehmenden Stationen ist bereit für die zweite Studienphase

Am ersten Veranstaltungstag wurden insbesondere die organisatorischen Voraussetzungen für den Start in die zweite Phase der INTERPOLAR-Studien besprochen, moderiert durch den wissenschaftlichen Projektmanager Dr. Daniel Neumann von der Universität Leipzig.

Die erste Phase startete im Juli 2024 mit der Einführung einer standardisierten, standortübergreifenden Dokumentation von medikationsbezogenen Problemen. Bereits 51 Stationen an 11 Partnerstandorten sind in die Studie eingebunden. Über 5.000 medikationsbezogene Probleme konnten durch die Stationsapothekerinnen und -apotheker bisher gelöst werden. In der zweiten Studienphase ab Oktober 2025 untersucht das Projektteam mithilfe eines algorithmenbasierten Ansatzes, welchen konkreten Nutzen eine IT-gestützte Medikationsanalyse bei der Erkennung und Lösung solcher Probleme hat.

Core Data Set Toolchain ermöglicht standortübergreifend vergleichbare Medikationsanalysen

Die technische Grundlage für die IT-gestützte Medikationsanalyse bildet die sogenannte Core Data Set (CDS) Toolchain. Sebastian Stäubert von der Universität Leipzig präsentierte auf dem INTERPOLAR-Tag dessen Aufbau und die Anwendung. Die CDS Toolchain ist eine Sammlung von Softwarewerkzeugen, mit denen an den teilnehmenden Standorten Medikationsdaten selektiert und verarbeitet werden können. Grundlage sind die Vorgaben aus dem Kerndatensatz der Medizininformatik-Initiative (Core Data Set), der die Struktur der Daten vorgibt. Mit Hilfe der CDS Toolchain können Medikationsanalysen durchgeführt und Risiken für medikationsbezogene Probleme errechnet werden. Die Ergebnisse dieser Berechnungen werden auf in der INTERPOLAR-Datenbank abgelegt.  Sobald die Core Data Set Toolchain an den beteiligten Stationen eingesetzt werden kann, wird die zweite Phase nach und nach aktiviert.

Erste lokale Auswertungsprojekte auf Basis der INTEPROLAR-Daten laufen

Am zweiten Tag standen lokale Auswerteprojekte im Mittelpunkt der Diskussionen.
Dr. Helene Köster und Dr. Joachim Köck vom Universitätsklinikum Erlangen gaben einen praktischen Einblick in ein Projekt zu sogenannten „Tripple Whammy Interaktionen“. Dabei wird erforscht, ob die Verschreibung einer Dreier-Kombination bestimmter Medikamente mit einer höheren Wahrscheinlichkeit für ein akutes Nierenversagen assoziiert werden kann.

Ein anderes Projekt befasst sich mit der Erstellung strukturierter, maschinenlesbarer Daten, um Kontraindikationen bei Verordnungen der am häufigsten eingesetzten Medikamente in deutschen Universitätskliniken zu identifizieren. Vorgestellt wurde es von Miriam Schechner von der LMU München und Michael Sponfeldner von der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg.

Weitere Themen waren ein Ablaufplan zur Relevanzbewertung der vom Algorithmus erkannten medikationsbezogenen Probleme sowie das weitere Vorgehen bzgl. Eigenherstellung von Software als Medizinprodukt.
 „Wir kommen langsam raus aus dem organisatorischen Kontext und gehen immer tiefer in die wissenschaftliche Materie,“ fasste Projektleiter Prof. Dr. Markus Löffler am Ende der Tagung zusammen. Der nächste INTERPOLAR-Tag findet am 07. November 2025 online statt.