Über INTERPOLAR

INTERPOLAR – INTERventional POLypharmacy – drug interActions – Risks

Medikationsprobleme und Arzneimittelwechselwirkungen verringern

Besonders ältere Menschen nehmen häufig mehrere Medikamente gleichzeitig ein. Dadurch kann es zu arzneimittelbezogenen Problemen, wie z. B. unerwünschten Wechsel- und Nebenwirkungen kommen. Folgen können zusätzliche Krankheitsbilder und Therapiebedarf sein. Relevante medikamentenbezogene Probleme werden oftmals unterschätzt und sind häufig die Ursache für Morbidität und Mortalität von Patientinnen und Patienten im Krankenhaus. Im konsortienübergreifenden Use Case INTERPOLAR arbeiten die vier Medizininformatik-Konsortien DIFUTURE, HiGHmed, MIRACUM und SMITH zusammen, um IT-Lösungen zur Verbesserung der Arzneimitteltherapiesicherheit zu entwickeln. Die Projektkoordination liegt bei der Geschäftsstelle des SMITH-Konsortiums.

Closeup of pharmacist's hands taking medicines from shelf at the pharmacy

Use Case INTERPOLAR

Entwicklung einer IT-gestützten Identifikation von Patientinnen und Patienten mit erhöhtem Risiko für arzneimittelbezogene Probleme

Zielgerichteter und ressourcenschonender Einsatz von Krankenhausapothekerinnen und -apothekern

Erforschung von Ursache-Wirkungs-Beziehungen von arzneimittelbezogenen Problemen mit Hilfe von Daten aus der Routineversorgung

Konsortienübergreifendes Projekt der Medizininformatik-Initiative unter der Beteiligung von 20 Partnern aus Wissenschaft, Forschung und Gesundheitswesen, darunter 15 Universitätskliniken und ein assoziierter Partner

Riskante Medikation erkennen und gezielt intervenieren

Der Use Case INTERPOLAR widmet sich der algorithmusbasierten Identifizierung von Patientinnen und Patienten mit erhöhtem Risiko für klinisch relevante und beeinflussbare Medikationsprobleme. Krankenhausapothekerinnen und -apotheker können sich so gezielt den Patientinnen und Patienten widmen, die von ihrer Beurteilung am meisten profitieren. INTERPOLAR nutzt hierfür die in der Aufbau- und Vernetzungsphase von 2018 bis 2022 im Rahmen der Medizininformatik-Initiative aufgebaute IT-Infrastruktur.

Durch Expertinnen und Experten ausgewählte Risiko-Trigger unterstützen Krankenhausapothekerinnen und -apotheker dabei gezielt, Patientinnen und Patienten mit einem erhöhten Risiko für Medikationsprobleme zu finden. Damit kann die Risikoeinschätzung in der Routinebeurteilung beschleunigt und die Medikationsanalyse für gefährdete Patientinnen und Patienten fokussiert werden. Begleitende Studien sollen zeigen, dass die IT-unterstützte Versorgung die Anzahl der medikationsbezogenen Probleme deutlich reduziert.

Das Projekt besteht aus vier Phasen: Zunächst werden an jedem teilnehmenden Datenintegrationszentrum die technischen Voraussetzungen für die Zusammenführung, Analyse und Auswertung der Patienten- und Medikationsdaten eingerichtet. Die sich daran anschließende Interventionsstudie ist an acht Universitätskliniken (Leipzig, Jena, Hamburg, Bonn, Erlangen, München, Dresden und Heidelberg) mit jeweils sechs teilnehmenden Stationen und mehr als 90.000 Patientinnen und Patienten geplant. Weitere sieben Krankenhäuser (Freiburg, Aachen, Halle, Gießen, Mainz, Essen, Schleswig-Holstein/Campus Kiel) werden sich an der Studie der letzten Phase beteiligen. Mit über 30.000 Patientinnen und Patienten soll untersucht werden, ob das INTERPOLAR-Setup auch außerhalb eines klassischen Studiensettings mit ähnlichen Auswirkungen auf die Arzneimitteltherapiesicherheit angewendet werden kann. Abschließend werden die erhobenen longitudinalen Daten genutzt, um Algorithmen zu verbessern, multivariate Vorhersagemodelle zu erschließen sowie Ursache-Wirkungsbeziehungen für unerwünschte Arzneimittelwirkungen zu erfassen.

Mit Datenanalysen Medikationssicherheit verbessern

Die Grundlage für die Interventionsstudien in INTERPOLAR lieferte der konsortienübergreifende Use Case POLAR. In POLAR wurden von Februar 2020 bis Dezember 2022 Methoden entwickelt und eingesetzt, um personenbezogene Medikationsdaten aus der Routineversorgung sowie den Arzneimittelverordnungen der Apotheken zu erfassen. Ein ausgewähltes Spektrum von Polymedikationen wurde zudem gemäß verfügbarer Methoden hinsichtlich Potenziell Inadäquater Medikation (PIM) klassifiziert. Darüber hinaus wurde maßgeblich zur Abbildung der Medikations- und Laborinformationen im MII-Kerndatensatz beigetragen. Das Ziel von POLAR war, das Auftreten von unerwünschten Arzneimittelwirkungen und deren Konsequenzen frühzeitig zu identifizieren. INTERPOLAR baut auf den Ergebnissen von POLAR auf und wendet diese in der klinischen Praxis an. Stationsapothekerinnen und -apotheker werden dadurch entlastet, Patientinnen und Patienten können gezielter versorgt werden.

INTERPOLAR wird vom 01.01.2023 bis 31.12.2026 durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit über 8 Millionen Euro gefördert.

Beteiligte Konsortien der Medizininformatik-Initiative