Aufbau und Vernetzung der Datenintegrationszentren in SMITH – Eine Bilanz 2022
Die im SMITH-Konsortium etablierten Datenintegrationszentren (DIZ) sind die neuen Verbindungsstellen von Krankenversorgung und biomedizinischer Forschung. DIZ schaffen die technischen und organisatorischen Voraussetzungen, um medizinische Daten zentral zusammenzuführen, Formate zu harmonisieren und sie für die weitere Nutzung in standortübergreifenden Forschungs- und Analysevorhaben bereitzustellen. Datenschutz und Datensicherheit haben dabei die höchste Priorität. Zum Ende dieses Jahres und der Aufbau- und Vernetzungsphase stellt sich deshalb die Frage: Wie haben sich die DIZ in den letzten fünf Jahren entwickelt, welche Herausforderungen wurden überwunden und wie geht es mit den DIZ in der nächsten Förderphase weiter?
In der Aufbau- und Vernetzungsphase der Medizininformatik-Initiative (MII) wurden im SMITH-Konsortium Datenintegrationszentren an sieben universitätsmedizinischen Standorten aufgebaut. Neben umfangreichen organisatorischen Aufgaben galt es insbesondere, technische Systeme auf Basis einer Referenzarchitektur von Grund auf an jedem Standort passgerecht zu entwerfen und umzusetzen. Dabei sind die DIZ-Standorte verschiedenen Herausforderungen begegnet: Die großen Unterschiede zwischen den Primärdokumentationssystemen der Krankenhäuser erschwerten zum einen die einheitliche Verarbeitung von Daten. Zum anderen erwies sich die Nutzung von bereits bestehenden Dokumentationen ebenfalls als schwierig, da diese ursprünglich nicht für die Zweitverwendung aufgezeichnet wurden. Der gleichzeitig an den Standorten erfolgende Rollout des Broad Consents nahm hohe personelle und zeitliche Ressourcen in Anspruch.
Diese Hürden konnten in den letzten fünf Jahren jedoch erfolgreich bewältigt werden. Zum Ende der aktuellen Förderphase verfügen sieben SMITH-Standorte über ein produktiv im Einsatz befindliches Datenintegrationszentrum. Drei weitere Standorte werden in der kommenden Förderphase als Netzwerkpartner ein DIZ aufbauen. Insgesamt ist es den DIZ-Standorten bis zum Ende des Jahres 2022 gelungen, von 15.481 Patienten die Erlaubnis (Broad Consent) zur Nutzung ihrer Daten zu bekommen. Für die interoperable Abfragbarkeit und Verwendbarkeit dieser Daten wurden an den DIZ Transformationsverfahren etabliert, welche den Kerndatensatz der Medizininformatik-Initiative erzeugen und in einem FHIR-Server zur Verfügung stellen. Die Standorte setzen dabei je nach Rahmenbedingungen und Kompetenzen unterschiedliche Software-Werkzeuge ein, zum Teil unterstützt durch die SMITH-Industriepartner – von der Datenplattform über Transferverfahren bis zum Terminologieserver.
Den Betrieb der DIZ konnte SMITH auf verschiedenen Ebenen praktisch umsetzen. Organisatorische und technische Verfahren sowie deren Dokumentationen wurden 2021 im externen Audit der MII geprüft. In den ersten Projectathons haben die SMITH-DIZ den Datenaustausch zunächst innerhalb der MII erprobt. Schließlich gelang es in den letzten beiden Projectathons vollumfängliche Datennutzungsprojekte durchzuführen. Darüber hinaus sind die DIZ an vielen Standorten in Datenauswertungen für Klinikpersonal und vor Ort durchgeführte Forschungsprojekte involviert.
Ab 2021 trug SMITH zur Gestaltung der gemeinsamen Infrastruktur bei, die alle Datenintegrationszentren der MII vernetzt: Das zentrale Deutsche Forschungsdatenportal für Gesundheit (FDPG). Es bietet interessierten Forschenden die Möglichkeit, sich über Datennutzungsprojekte zu informieren, selbst Machbarkeitsanfragen zu stellen und eigene Nutzungsanträge einzureichen. In diesem Zuge wurde das Konzept der initial geplanten SMITH-Service-Plattform aufgegeben und die hierbei gewonnenen Erkenntnisse und Methoden in das Konzept der MII-Datenmanagementstellen eingebracht. Im Ergebnis sind die SMITH-DIZ an das Forschungsdatenportal für Gesundheit angeschlossen und die Daten der Standorte für die vernetzte biomedizinische Forschung zugänglich.
Ein Ziel der bevorstehenden Ausbau- und Erweiterungsphase (2023 – 2026) ist, die interkonsortiale Zusammenarbeit der SMITH-DIZ weiter zu vertiefen. In Kooperation mit dem Netzwerk Universitätsmedizin, in dem die SMITH-DIZ u. a. bereits im Projekt CODEX erfolgreich zur Erforschung der COVID19-Pandemie beitragen konnten, wird die aufgebaute Struktur der MII weiter verfeinert und professionalisiert. Durch das Projekt ABIDE_MI werden DIZ und lokale Biobanken miteinander vernetzt. Gleichzeitig nehmen die SMITH-Partner an unterschiedlichen weiteren Projekten teil. Diese beschäftigen sich u. a. mit der Entwicklung von Software als Medizinprodukt, mit Methodenplattformen zur automatisierten Verarbeitung medizinischer Freitexte oder konsortienübergreifenden medizinischen Anwendungsfällen zu Themen wie Infektiologie und Arzneimitteltherapiesicherheit.
Neue Herausforderungen kommen auf die Datenintegrationszentren nach ihrem erfolgreichen Aufbau zu und das SMITH-Konsortium ist bereit, sich diesen gemeinsam in der Medizininformatik-Initiative (MII) und im Netzwerk Universitätsmedizin zu widmen.
Weitere Informationen zu den Datenintegrationszentren der Medizininformatik-Initiative finden Sie hier.