Die Infrastruktur der Medizininformatik-Initiative (MII) auf die zukünftige Nutzung vorbereiten | 1. SMITH-Klausurtagung am 05./06. März 2024 in Leipzig

Rund 45 Mitarbeitende aus dem SMITH-Konsortium haben sich am 05. und 06. März 2024 in der Albertina Bibliothek der Universität Leipzig zur ersten SMITH-Klausurtagung in diesem Jahr getroffen. Neben dem aktuellen Fortschritt im Ausbau der Datenintegrationszentren standen vorrangig Projekte zur Weiterbildung innerhalb der Medizininformatik-Initiative (MII), die Nachwuchsforschungsgruppen sowie das neue Gesundheitsdatennutzungsgesetz im Fokus.

Im Rahmen der Eröffnung hat SMITH-Konsortialleiter Professor Markus Löffler zum ersten Treffen des Nationalen Steuergremiums (NSG) der MII mit dem Patientenforum berichtet. Vertreterinnen und Vertreter unterschiedlicher Patientenorganisationen konnten dem NSG bereits konkrete Anregungen geben, beispielsweise bezüglich Forschung zum Thema Arzneimitteltherapiesicherheit. Die Patientenvertretung zeigte ein generelles Interesse an der Zusammenarbeit und soll künftig stärker in die Entscheidungen innerhalb der MII einbezogen werden.

Plattformen zur Weiterbildung in der MII in Arbeit

Der erste thematische Block auf der Veranstaltung war dem Thema Weiterbildung gewidmet. Wie bei den letzten Klausurtagungen hat Professor Toralf Kirsten von der Universität Leipzig auch dieses Mal den aktuellen Stand der MII-Academy präsentiert. In der MII-Academy informieren Expertinnen und Experten klinisch Forschende darüber, wie sie im Rahmen der MII Daten aus der klinischen Versorgung nutzen können. Hierfür stellt die MII-Academy ein Portal mit Lernvideos zu relevanten Themen bereit. Die ersten Videos sind bereits hochgeladen. Das Portal wird Anfang April für alle Interessierten geöffnet.

Dr. Birgit Schneider, ebenfalls von der Universität Leipzig, hat das MII-Projekt baseTraCE vorgestellt. Der Verbund dient als zentraler Knotenpunkt der Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen in der MII. BaseTraCE stellt eine Plattform bereit, die innerhalb der Konsortien geschaffene Bildungsangebote und Informationsstrukturen für neue DIZ-Mitarbeitende, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Studierende zusammenfasst.

Nachwuchsforschungsgruppen präsentieren erste Ergebnisse

Am zweiten Tag haben die Nachwuchsforschungsgruppen „Terminologie- und Ontologie-basierte Phänotypisierung“ (TOP) der Universität Leipzig und „Prädiktive Analyse und datengetriebene künstliche Intelligenz zur logistischen Unterstützung von Versorgungsprozessen“ (KI-LoV) des Universitätsklinikums Jena die Möglichkeit bekommen, den aktuellen Stand ihrer Arbeiten zu präsentieren. Beide Gruppen sind bereits seit 2021 bzw. 2020 im Einsatz und haben seitdem diverse Meilensteine erreicht.

Dr. Alexandr Uciteli (Universität Leipzig), Leiter der Nachwuchsgruppe TOP, hat auf der Klausurtagung die Funktionen des in der Gruppe entwickelten Frameworks vorgestellt. Das TOP-Framework wird als eine modulare Webanwendung implementiert, die verschiedene Software-Tools und Services zur algorithmischen Phänotypisierung vereint. Mit algorithmischer Phänotypisierung können Eigenschaften (Phänotypen) von Patientinnen und Patienten abgebildet und automatisiert erkannt werden. Das Framework ist unter dem Link https://top.imise.uni-leipzig.de/ nutzbar.

Die Nachwuchsgruppe KI-LoV unter der Leitung von Dr. Sasanka Potluri (Universitätsklinikum Jena) arbeitet daran, Prozesse im Krankenhaus u. a. mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz effizienter zu gestalten. Anhand von unterschiedlichen Anwendungsfällen werden die automatische Bedarfsvorhersage und Simulationen klinischer Abläufe getestet. U. a. hat die Gruppe eine Web-App für eine erleichterte Dienstplanung entwickelt sowie die besten Laufwege für Patiententransporte berechnet. Auch haben die Nachwuchsforschenden Simulationsmodelle für den Verbrauch von Blutprodukten etabliert, um Verschwendung verderblicher medizinischer Ressourcen zu minimieren und den Nutzen der verfügbaren Produkte zu erhöhen. Drei weitere Anwendungsfälle aus den Bereichen Notaufnahme, Bettenmanagement und Lagerverwaltung sollen noch realisiert werden.

Gesundheitsdatennutzungsgesetz bietet Chancen und Perspektiven für die MII

Zum Abschluss der Tagung durfte das SMITH-Team noch einen besonderen Gast begrüßen: Sebastian Semler, Leiter der TMF e. V. Geschäftsstelle und MII-Koordinierungsstelle hat in seinem Vortrag das neue Gesundheitsdatennutzungsgesetz (GDNG) vorgestellt und dessen Auswirkungen auf die Gesundheitsforschung und MII diskutiert.

Das GDNG hat zum Ziel, Gesundheitsdaten für die Forschung zugänglicher zu machen, indem dessen Nutzung für gemeinwohlorientierte Zwecke erleichtert werden soll. Hierfür wird unter anderem eine dezentrale Infrastruktur für Gesundheitsdaten geschaffen, die von einer zentralen Stelle für den Zugang und die Koordination der Nutzung dieser Daten verwaltet wird.

Aus der neuen Gesetzgebung resultiert die Frage, ob die im Rahmen der MII etablierte breite Patienteneinwilligung (Broad Consent) noch notwendig ist. Darauf hat Sebastian Semler eine eindeutige Antwort: „Es gibt verschiedene Gründe und Nutzungsszenarien, weshalb wir den Broad Consent trotz des GDNG brauchen,“ betont er. Unter anderem betrifft dies Themen wie Probennutzung, eine gemeinsame Datennutzung mit Partnern außerhalb datenverarbeitender Gesundheitseinrichtungen sowie die Re-Kontaktierung von Patientinnen und Patienten.

„Das GNDG bietet uns zahlreiche Chancen und Perspektiven – insbesondere in Vorbereitung auf eine europaweite Nutzung von Gesundheitsdaten im Rahmen des Europäischen Gesundheitsdatenraumes (EHDS),“ fasste Sebastian Semler zusammen. „Zudem stärkt das GDNG die dezentral-föderierte Infrastruktur. Datenintegrationszentren sowie das Forschungsdatenportal Gesundheit (FDPG) können damit wesentliche Aufgaben zum Anschluss an den EHDS leisten.“

Weitere Themen der Klausurtagung waren die FHIR Transfer Services, laufende Data Use Projects der DIZ, die MII-Testinfrastruktur sowie ein Statusupdate der Partner vom Universitätsklinikum Düsseldorf, der Universitätsmedizin Rostock und der Ruhr-Universität Bochum.

Die nächste SMITH-Klausurtagung findet am 07. Mai 2024 online statt.