Verstärkte Vernetzung für eine bessere medizinische Forschung | 3. SMITH-Klausurtagung 19./20. September 2024 in Leipzig
Ein Blick über die Grenzen des SMITH-Konsortiums hinaus: Letzte Woche trafen sich Mitarbeitende des Konsortiums zur Klausurtagung in der Albertina-Bibliothek der Universität Leipzig, um sich über die neuesten Entwicklungen im SMITH-Konsortium und der Medizininformatik-Initiative (MII) auszutauschen. Der Fokus lag auf MII-übergreifenden Projekten und der Weiterentwicklung der Datenintegrationszentren (DIZ).
Die MII-Academy wächst und entwickelt sich weiter
Am ersten Tag präsentierte Prof. Dr. Toralf Kirsten von der Universität Leipzig ein Update zur MII-Academy. Die MII-Academy ist eine eLearning-Plattform für medizinisch Forschende, die mit klinischen Routinedaten aus den DIZ wissenschaftlich arbeiten wollen. In mittlerweile fast 30 Videotutorials, verteilt auf fünf Module, erklären Expertinnen und Experten, wie Forschende Daten für ihre Projekte beantragen und auswerten können. Seit dem Start im April 2024 haben bereits über 100 Nutzende das Angebot wahrgenommen. Die MII-Academy soll nun in einem größeren Rahmen auch für Forschende außerhalb der MII beworben werden. Zukünftig sollen weitere Projektkooperationen, regelmäßige Sprechstunden und eine Zertifizierung durch die Ärztekammer das Angebot erweitern.
Aktueller Stand MII-bezogener Projekte wurde präsentiert
In einem weiteren Programmpunkt stellte Prof. Dr. André Scherag, 1. Sprecher im SMITH-Konsortium, den Anwendungsfall „RISK PRINCIPE“ vor. Das im Juli 2023 gestartete Projekt unter Leitung der Universitätskliniken Göttingen, Hannover und Jena möchte zur datengesteuerten, risikostratifizierten Infektionskontrolle in Krankenhäusern beitragen. Ziel ist es, die Zahl der im Krankenhaus auftretenden Blutstrominfektionen möglichst effektiv und effizient zu reduzieren. Dazu sollen zwei Demonstrator-Anwendungen eingerichtet und validiert werden, die direkt mit Daten der DIZ arbeiten. Alle vier Konsortien der MII sind an dem Anwendungsfall beteiligt.
Die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses war ebenfalls ein zentrales Thema der Klausurtagung: Dr. Philipp Breitfeld, Leiter der Nachwuchsgruppe BENEFIT vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, gab nach drei Jahren Projektlaufzeit Einblicke in die aktuellen Ergebnisse. Ziel der Gruppe ist es, innovative Methoden und Konzepte zu entwickeln, die den Zugang zu Gesundheitsdaten für die Forschung erleichtern. Die Gruppe verknüpft beispielsweise Krankenhausdaten aus verschiedenen Quellen, um ein Entscheidungsdashboard für die klinische Steuerung zu entwickeln.
Umfassende Kohortenstudie zum Broad Consent ist in Planung
Konsortialleiter Prof. Dr. Markus Löffler erläuterte erste Ergebnisse einer Studie, die den Lebensstatus von Patientinnen und Patienten mit und ohne Broad Consent erfasst. Die Erkenntnisse könnten einen Hinweis darauf liefern, welche Patientinnen und Patienten am ehesten dazu neigen, den Broad Consent zu unterschreiben und im Sample medizinischer Forschungsprojekte auftauchen. Hierfür wurden Daten aus dem abgeschlossenen Anwendungsfall POLAR ausgewertet. Die Daten zeigen, dass Personen, die den Broad Consent unterschrieben haben, eine geringere Mortalität aufweisen. Dies könnte unter anderem daran liegen, dass Menschen mit leichteren Erkrankungen eher die Einwilligung unterschreiben als Patientinnen und Patienten mit schwereren neurologischen Erkrankungen wie Demenz oder Lähmungen. Eine umfangreichere Erhebung zu diesem Thema ist in Planung.
Kooperationen außerhalb der MII und Deutschland gewinnen an Bedeutung
Am Ende des ersten Tages stellten Dr. Danny Ammon vom Universitätsklinikum Jena und Dr. Thomas Wendt vom Universitätsklinikum Leipzig aktuelle Projekte der DIZ vor, die außerhalb der MII durchgeführt werden, darunter das Modellvorhaben Genomsequenzierung in Jena. Der zweite Tag der Veranstaltung widmete sich den Fortschritten der DIZ, die sich noch im Aufbau befinden. Vertreterinnen der Standorte Düsseldorf, Rostock und Bochum gaben hierzu ein Statusupdate. Auch die Weiterentwicklung der FHIR Transfer Services und des Kriterienkatalogs für NUM-geförderte DIIZ wurden diskutiert.
„Wir freuen uns, dass die DIZ im Aufbau so gut vorangekommen sind und auch von den anderen DIZ so viel Unterstützung erhalten haben. Diesen starken ‚Vernetzungs-Spirit‘ sollten wir innerhalb des SMITH-Konsortiums beibehalten,“ fasste Professor Markus Löffler am Ende der Tagung zusammen. Eine Überlegung für die Zukunft wären neben den beiden vom SMITH-Konsortium unterstützten Anwendungsfällen INTERPOLAR und GeMTeX weitere konsortienübergreifende Projekte sowie eine europäische Skalierung der etablierten Data-Sharing-Strukturen.
Die nächste SMITH-Klausurtagung findet am 26. November 2024 als Webkonferenz statt.