Medikationssicherheit durch die Vernetzung medizinischer Daten verbessern | 2. INTERPOLAR-Tag in Leipzig

Am 31. Mai und 1. Juni haben sich rund 60 Mitwirkende des INTERPOLAR-Projekts zum zweiten INTERPOLAR-Tag in Leipzig getroffen. Im Fokus der Veranstaltung stand die Abstimmung der Arzneimitteltherapiesicherheit und der Versorgungsstandards der Stationsapothekerservices sowie die Eingliederung der INTERPOLAR-IT in die Infrastruktur der Medizininformatik-Initiative (MII).

„Die Datenintegrationszentren der Medizininformatik-Initiative sind in den vergangenen fünf Jahren weit im Infrastrukturaufbau vorangekommen. Nun gilt es, mit dem Anwendungsfall INTERPOLAR sowohl die Datenintegrationszentren als auch die Arzneimittelsicherheit in Einklang zu bringen,“ betonte Projektleiter Prof. Dr. Markus Löffler im Rahmen der Tagung. Das Ziel von INTERPOLAR ist es, die Sicherheit und Qualität der Arzneimitteltherapie durch den Einsatz datengetriebener Versorgungsforschung zu verbessern. Dem voraus ging das Projekt POLAR, in welchem unerwünschte Arzneimittelwechselwirkungen erforscht wurden. Nun besteht die Herausforderung darin, die Ergebnisse aus POLAR, den aktuellen Versorgungsstandard („Standard of Care“) der Kliniken und die in der wissenschaftlichen Literatur bekannten Risikoeinschätzungen basierend auf realen Daten abzustimmen. Um gezielt Maßnahmen zur Reduzierung arzneimittelbezogener Probleme zu ergreifen, sollen Stationsapothekerinnen und -apotheker mit IT-basierten Risiko-Scoring-Tools und der automatischen Identifikation von arzneimittelbezogenen Problemen sensibilisiert werden.

Auf dem INTERPOLAR-Tag haben sich die Teilnehmenden auf relevante Elemente aus Medikationen, Verordnungen, Laborwerten, Nebenwirkungen, unerwünschten Ereignissen und Diagnosen geeinigt. Eine enge Abstimmung mit der „Arbeitsgruppe Interoperabilität“ und der „Taskforce Kerndatensatz“ der MII wäre hierfür noch erforderlich. Auch Prozeduren, unstrukturierte Informationen und die zeitlichen Zusammenhänge zwischen Medikationsverordnungen, Laborergebnissen und klinischen Entscheidungen wurden als wesentlich identifiziert.

Die INTERPOLAR-IT soll darüber hinaus künftig als Schnittstelle zwischen Stationsapothekerservice, datenbasierter Versorgungsforschung und Datenintegrationszentren (DIZ) dienen. Hierfür wird die INTERPOLAR-IT in die DIZ eingebunden. In diesem Zusammenhang wurde die teilweise Konsortien- sowie Standort-verschiedene Architektur der DIZ diskutiert. 

Eine weitere Session widmete sich der Beschreibung des Status Quo der Stationsapothekerdienste, dem „Standard of Care“. Diese wurde unter Einbeziehung des Bundesverbandes Deutscher Krankenhausapotheker (ADKA) diskutiert sowie konkrete Handlungsvorschläge unterbreitet. Neben den INTERPOLAR-Sprecherinnen und -Sprechern Prof. Frank Dörje, Prof. Irene Krämer und Dr. Albrecht Eisert in der „AG Apotheker“ sind alle Vertreterinnen und Vertreter der 15 beteiligten Universitätskliniken in die Beschreibung des eigenen „Standard of Care“ und interventionellen Vorgehens eingebunden.

Abschließend wurden die Interaktionen des Stationsapothekenpersonals mit den Versorgungsdaten der MII-DIZ thematisiert. In diesem Zuge stellte Prof. Dr. André Scherag einen neuen Studientypus der MII vor, der auf einer cluster-randomisierten Studie basiert und IT- sowie Algorithmen-basiertes Risiko-Scoring zur Medikamentenprüfung nutzt.

Der nächste INTERPOLAR-Tag findet am 15. September 2023 als Webmeeting statt.

Weitere Informationen zu INTERPOLAR finden Sie hier sowie im Interview mit Pharmakologin Prof. Dr. Petra Thürmann und Apothekerin Dr. Beate Mussawy.