© UKE/Ronald Frommann
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Zum Welt-Boss-Day: „Überzeugungsfähigkeit und Vordenken sind die Schlüssel“ | 5 Fragen an… Konsortialleiter Prof. Dr. Markus Löffler

Heute ist Welt-Boss-Tag! Dieser Tag wird vor allem in den USA gefeiert, indem Angestellte ihren Chefs mit Grußkarten und Geschenken ihre Wertschätzung zeigen. Hierzulande ist dieser Feiertag weniger bekannt dennoch nehmen wir ihn zum Anlass, mit dem Leiter unseres Konsortiums, Prof. Dr. Markus Löffler, ins Gespräch zu kommen. Der ehemalige Direktor des Instituts für Medizinische Informatik, Statistik und Epidemiologie an der Universität Leipzig hat Medizin und Physik studiert, um das Feld der „Theoretischen Medizin“ zu prägen. Später hat er sich auf die biometrische Forschung spezialisiert. Seitdem beschäftigt er sich intensiv mit statistischen Analysen sowie Auswertungen in der Medizin. Als Kopf zahlreicher Großprojekte musste er bereits mehrfach seine Führungsqualitäten beweisen. Professor Löffler ist nicht nur der Chef des SMITH-Konsortiums, sondern unter anderem auch Leiter im konsortienübergreifenden Anwendungsfall INTERPOLAR sowie stellvertretender Koordinator der Methodenplattform GeMTeX. Seinen Führungsstil beschreibt er als „freundlich bestimmend und überzeugend“, sein Motto: vorausschauend denken und handeln.

Im Interview gibt Professor Löffler Einblicke in seinen Alltag als Konsortialleiter und seine Pläne, die er für das SMITH-Konsortium in den nächsten Jahren hat.

Wieso sind Sie SMITH-Konsortialleiter geworden?

Professor Löffler: Ich war immer daran interessiert, neue Datenquellen zu erschließen, Auswertungen zu machen, die man bisher nicht machen konnte und neue Studienkonzepte zu ermöglichen. Meine Motivation kommt also aus der Welt der Biostatistik und epidemiologischen Forschung. Als ich erfahren habe, dass in Deutschland die Medizininformatik-Initiative aufgelegt wird und man sich bewerben kann, wurde mir klar: Hier entstehen Möglichkeiten, Daten aus der Krankenversorgung zu erhalten und analysierbar zu machen. Daraufhin habe ich meinen damaligen Dekan und den ärztlichen Leiter des Universitätsklinikums Leipzig auf diese Möglichkeit hingewiesen und darum gebeten, dieses Projekt zu unterstützen. Sie fanden das sehr spannend und wichtig und haben eingewilligt. Dass ich den Antrag dann schreiben sollte, lag sofort auf der Hand. Ich hatte mit Anträgen sehr viel Erfahrung und bereits erfolgreich andere Konsortien in Bereichen wie Sepsis, Onkologie und Lungenerkrankungen geleitet. Als später immer mehr Partner dazu kamen, waren alle damit einverstanden. Sie wussten, dass ich Erfahrung in der Leitung von Konsortien habe, deshalb war das Vertrauen ganz schnell da. Ich habe mich nicht danach gedrängt, Konsortialleiter zu werden – es war einfach kontingentes Handeln.

Sie sind, wie Sie erwähnt haben, auch Leiter für andere Großprojekte. Was treibt Sie an, diese Verantwortung zu übernehmen?

Professor Löffler: Das kann ich nicht wirklich beantworten. Offenbar bin ich ganz gut in der Lage, Menschen und Konsortien zu leiten. Manchmal ist es schwierig, aber bei den Medizininformatik-Konsortien ging das immer sehr gut. Vielleicht habe ich ein Talent die Menschen mitzunehmen. Und, das ist das Allerwichtigste aus meiner Sicht: Ich versuche immer einen Schritt weiterzudenken, sodass ich immer noch einen Pfeil im Köcher habe. Überzeugungsfähigkeit und Vordenken, das sind die Schlüssel.

Was sind genau Ihre Pflichten und Aufgaben als Konsortialleiter?

Professor Löffler: Ich habe sehr viele Pflichten, insbesondere organisatorischer und administrativ-technischer Natur. Dahingehend bekomme ich allerdings exzellente Unterstützung durch das LIFE Management Cluster an der Medizinischen Fakultät der Universität Leipzig, an dem wir unsere Medizininformatik-Projekte administrativ angebunden haben. Das ist eine wirklich hervorragend funktionierende Truppe, die operativ alles gut managed. Deshalb brauche ich mich nicht viel um das Alltagsgeschehen zu kümmern. Meine Hauptaufgabe sehe ich darin, die wissenschaftliche Führung zu übernehmen und die vielen Aspekte der interdisziplinären Themen zu verstehen. Ich muss die verschiedenen Themen miteinander verbinden und den Überblick darüber behalten, wo Abstimmungsbedarf besteht, wo Fallgruben sind, wo Risiken für das Projekt bestehen oder wo besondere Vorteile entstehen, die vorher nicht sichtbar waren. Zusammenfassend sehe ich meine Hauptaufgabe darin, die Innovation zu fördern. 

Welche Herausforderungen müssen Sie in Ihrer Funktion als Konsortialleiter bewältigen?

Professor Löffler: Ich sage es jetzt einmal ganz bildlich und einfach: Die hauptsächliche Herausforderung ist, möglichst immer vor der Welle zu surfen und nicht dahinter. Damit man die Handlungsfähigkeit für bevorstehende Entscheidungen und gute neue Ideen rechtzeitig erhält und ein bisschen weiter in die Zukunft blickt. Wenn man immer nur hinterherläuft, verliert man oft die Handlungsfähigkeit. Das ist etwas, das ich nicht gern habe. Aber manchmal geht es nicht anders, dann überholen einen die Ereignisse und man gerät plötzlich hinter die Welle.

Welche Pläne haben Sie für das SMITH-Konsortium in den kommenden Jahren?

Professor Löffler: Ich glaube wir haben eine ganze Menge geschafft, aber es liegt noch mehr vor uns. Der Hauptplan, den ich für SMITH sehe: Die Datenintegrationszentren (DIZ) unserer zehn Partner zusammen mit den DIZ der anderen Konsortien zu einem unverzichtbaren Teil der Datenanalyse in Deutschland zu machen. Wir müssen die klinischen Kolleginnen und Kollegen davon überzeugen, dass die Datenintegrationszentren für ihre Arbeit nützlich sind. Sie dienen einerseits der Optimierung der Krankenversorgung und andererseits schaffen sie Voraussetzungen für klinische Studien, die beispielsweise die Versorgungsrealität erfassen. Ich hoffe, dass wir genau diese Möglichkeiten mit unseren Projekten demonstrieren können, sodass die DIZ an den Kliniken ebenso unverzichtbar sein werden, wie es die Koordinierungszentren für klinische Studien an den Medizinischen Fakultäten geworden sind. Eine Förderung des Bundes hatte einmal knapp 20 Zentren für Klinische Studien (ZKS) und Koordinierungszentren für Klinische Studien (KKS) auf den Weg gebracht. Diese existieren alle noch. Es sind weitere dazu gekommen, weil viele Fakultäten verstanden haben, dass ohne diese Zentren ihren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern etwas im Angebot fehlt. Mein Ziel wäre – und da bin ich mir mit allen anderen Konsortialleitern einig, dass die Datenintegrationszentren einen ähnlichen Rang erhalten.

Die Arbeiten im SMITH-Konsortium sind für die Zukunft der digitalen Gesundheitsversorgung in Deutschland wichtig, weil…

Professor Löffler: …wir mit diesen Arbeiten die digitale Unterentwicklung im Gesundheitssystem ein Stück weit überwinden, neue Möglichkeiten erschließen und international anschlussfähig werden können.