Perspektiven zur Weiterentwicklung der Datenintegrationszentren | Letzte SMITH-Klausurtagung 2023
Ende November haben sich rund 50 Mitarbeitende aus dem SMITH-Konsortium in der Albertina Bibliothek der Universität Leipzig zur letzten Klausurtagung dieses Jahres getroffen. Hauptthemen waren die praktische Nutzung von klinischen Routinedaten und der technische Stand der aufgebauten Datenintegrationszentren (DIZ).
Zur Eröffnung der Veranstaltung hat SMITH-Konsortialleiter Prof. Dr. Markus Löffler neben den aktuellen organisatorischen Entwicklungen in der Medizininformatik-Initiative (MII) eine Idee für ein neues Auswertungsprojekt vorgestellt. Ziel ist die Erfassung der Eigenschaften von Patientinnen und Patienten mit unterschriebener Breiter Einwilligung („Broad Consent“), um mögliche Verzerrungen in den verfügbaren klinischen Daten im Vergleich zu allen Patientinnen und Patienten der Universitätsklinika zu identifizieren.
Darüber hinaus hat Professor Löffler angekündigt, dass 2024 einAntrag auf Verstetigung der NUM-DIZ gestellt werden soll. Die Umsetzung der Verstetigung ist im Rahmen des Anschlussprojekts NUM-DIZ 3.0 ab dem dritten Quartal 2025 geplant. Professor Löffler betonte dabei die Notwendigkeit, die Kernaufgaben und Fähigkeiten der DIZ über alle Standorte hinweg noch klarer zu definieren. Darunter fallen unter anderem Aufgaben im Projekt- und Forschungsdatenmanagement, die technische Abbildung des „Broad Consents“, Anonymisierung- und Pseudonymisierungsaufgaben sowie konkrete Datenausleitungen und Unterstützung bei der Datenanalyse.
Erste Ergebnisse aus dem klinischen Anwendungsfall HELP werden bald veröffentlicht
Anhand des klinischen Anwendungsfalls HELP wurde anschließend klarer, was durch die Nutzung der DIZ alles möglich ist. Julia Palm, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Universitätsklinikum Jena, hat die ersten finalen Ergebnisse der HELP-Studie präsentiert. Zwei Jahre lang haben an fünf Universitätsklinken behandelnde Ärztinnen und Ärzte zur Behandlung von Staphylokokken-Blutstrom-Infektionen das HELP-Manual als klinisches Entscheidungsunterstützungssystem (CDSS) getestet. Daten für die Auswertung wurden in wesentlichen Teilen über die DIZ erfasst. Durch die Einführung des Zusatzangebots des HELP CDSS auf den Stationen konnte die Sicherheit des CDSS nachgewiesen werden. Gleichzeitig ergab eine Befragung von Nutzerinnen und Nutzern des HELP-Manuals, dass dieses überwiegend als benutzerfreundlich und hilfreich wahrgenommen wurde. Zwei Publikationen zu den klinischen und technischen Aspekten im Anwendungsfall HELP sind derzeit in Arbeit.
Zukünftig sollen alle klinisch Forschenden ihre medizinischen Datenprojekte über die MII-Infrastruktur beantragen können. Die Datenintegrationszentren stellen die dafür benötigten Daten bereit. In der MII-Academy werden „Clinician Scientists“ mit Lernvideos über die Handhabung von Machbarkeitsanfragen im Forschungsdatenportal für Gesundheit (FDPG), rechtliche Rahmenbedingungen zur Datennutzung und Auswertungsmethoden informiert. Auf der Klausurtagung hat Prof. Dr. Toralf Kirsten (Universität Leipzig) den aktuellen Stand der MII-Academy vorgestellt. Die ersten Video-Vorträge wurden bereits eingereicht und befinden sich in Bearbeitung. Die Anmeldung wird ab Frühjahr 2024 möglich sein.
Funktionen der Datenintegrationszentren für die sichere Nutzung von Forschungsdaten werden ausgebaut
Neben der konkreten und zukünftigen klinischen Datennutzung lag der Hauptfokus der Veranstaltung auf dem aktuellen Stand und der Weiterentwicklung der Datenintegrationszentren. Unter anderem hat Dr. Marcus Wurlitzer vom Geschäftsbereich IT am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) hierzu das Konzept des „Datenhotels“ am Beispiel des UKE vorgestellt. Dieses ermöglicht einen datenschutzgerechten und unkomplizierten Zugriff auf lokale klinische Daten für Forschungszwecke. Im „Datenhotel“ sind die klinischen Daten aus dem lokalen Krankenhausinformationssystem (KIS) nur temporär abrufbar und können nicht heruntergeladen werden. Eine Perspektive wäre die Verknüpfung des „Datenhotels“ mit der Infrastruktur der Datenintegrationszentren.
Für lebendige Diskussionen hat zudem der Tagesordnungspunkt „Verstetigung der NUM-DIZ“ gesorgt. Hierzu hat Prof. Dr. Markus Sedlmayr aus dem MIRACUM-Konsortium (Technische Universität Dresden) einen Blick in die weitere Zukunft gewagt. Anknüpfend an die eingangs von Professor Löffler angekündigte Verstetigung der NUM-DIZ hat Professor Sedlmayr ein Vorgehen zur Verstetigung der Datenintegrationszentren vorgestellt. „Die NUM-DIZ sollen fest integrierter Bestandteil in der klinischen Forschung und Versorgung werden“, betonte er.
Weitere Themen der Klausurtagung waren der Stand der DIZ in Bochum, Rostock und Düsseldorf, die technische Anbindung der DIZ an das Forschungsdatenportal für Gesundheit und Erfahrungen mit konkreten Datennutzungsprojekten.
Die nächste Klausurtagung findet am 05. und 06. März 2024 in der Albertina Bibliothek der Universität Leipzig statt.